Wie viel davon ist echt?

Wenn man im Internet surft, fallen einem unwillkürlich Dinge auf, die irgendwie seltsam erscheinen. Unlogisch Fakten. Perfekte Menschen. Wie viel davon ist echt? Worauf kann man vertrauen? Woher weiß ich, ob die Menschen, die ich durchs Interner kenne, wirklich die sind, die sie vorgeben zu sein? Und ist Internet wirklich etwas Gutes? Ist es nicht vielmehr so, dass es unsere Zeit stiehlt, uns entfremdet, uns in gummimassige Gehirnträger verwandelt?

Ich habe es als Handy-Theme, im Kino läuft es rauf und runter, dieses Ready Player One, und es scheint sich auf den ersten Blick um eine Art Blade Runner 719361 zu handeln. Aber worum geht es in Ernest Clines Buch, das von Spielberg verfilmt wurde, wirklich?

Das Buch beschreibt detailliert zwei Szenarien. Einerseits eine reale dystopisch veränderte Welt im Jahr 2044, die durch die rücksichtslose Ausbeutung der fossilen Energieträger völlig zerstört wurde, mit der Folge einer globalen Energie- und Wirtschaftskrise, die große Teile der Menschheit hungern lässt, was zu einem massiven Niedergang der Zivilisation führt. In dieser Welt der maximalen sozialen Gegensätze und eines hemmungslosen Kapitalismus gibt es aber auch unermesslichen Reichtum in der Hand krimineller Großkonzerne und bei Privatpersonen.
Andererseits existiert eine perfekte virtuelle Welt, eine Simulation, die die triste Realität auf illusionistische Weise ersetzt. Diese virtuelle Welt trägt den Namen OASIS (Ontologically Anthropocentric Sensory Immersive Simulation). Sie bietet als Alternative für heruntergekommene staatliche Schulsysteme Bildung und Wissen für alle, Unterhaltung und Computerspiele, aber auch ein paralleles Währungs- und Wirtschaftssystem, das nahtlos in die reale Welt übertragbar ist. Sie wurde von dem aus einfachen Verhältnissen stammenden Nerd James Halliday, einem Fan der Popkultur der 1980er Jahre, programmiert, der damit ein Milliardenvermögen machte. Betrieben wird die OASIS von Hallidays Großkonzern GSS (Gregarious Simulation Systems), der bisher alle feindlichen Übernahmeversuche durch seinen skrupellosen Konkurrenten, dem monopolkapitalistisch ausgerichteten Konzern IOI (Innovative Online Industries)abwehren konnte.
Zwischen diesen Welten erlebt der 18-jährige Ich-Erzähler und Held der Geschichte, Wade Watts, ein spannendes Abenteuer. Ähnlich wie Halliday stammt auch Wade aus prekärenVerhältnissen. Er wohnt nach dem Tod seiner Mutter bei seiner Tante in einer Art amerikanischem Trailerpark, den sogenannten Stacks (Stapel), die aus zahllosen übereinander gestapelten Mobilheimenbestehen und den Charakter eines Slumshaben. Nach dem Tod des OASIS-Gründers Halliday beginnt eine virtuelle globale Jagd auf das Milliardenvermögen, denn Halliday hat in seinem Testament festgelegt, dass derjenige Jäger, der sein sogenanntes Easter Egg findet, das gesamte Vermögen, das aus der OASIS, dem Konzern und Hallidays Privatvermögen besteht, erbt. Das Ganze ist als gigantisches Videospiel für Millionen Schatzjäger inszeniert. Die Jäger müssen knifflige Aufgaben lösen, um das nächste Level zu erreichen. Dazu müssen sie sich in den kleinsten Details der gesamten Popkultur der 1980er Jahre, besonders den damaligen Videospielen aus Hallidays Jugendzeit, auskennen.
Das Buch empfahl mir ein Bekannter, und obwohl das eigentlich so ÜBERHAUPT nicht mein Genre ist und ich keine Videospiele zocke, habe ich es gelesen - wahrscheinlich hatte ich an dem Tag einfach nichts anderes zu tun.
Aber ich bereue nichts, denn meiner Meinung nach hat "Ready Player One" das, was anderen Dystopien fehlt: Realitätsbezug. Und zwar in Hinsicht auf die Menschen.
Das Buch verdeutlicht genau, wie wir alle drauf sind und wie wenig sich in Def Zukunft an unserer Schlechtheit ändern wird. Wenn wir uns weiter vom Internet verschlingen lassen, droht auch uns eine OASIS, die zwar auf den ersten Blick Vorteile bietet - zum Beispiel muss man sich nicht aus dem Haus bewegen, um zur  Schule zu gehen und seine Freunde zu "treffen", aber eben auch missbraucht werden kann und dazu führt, dass, wie so oft in der Geschichte, eine kleine "Elite" über den Rest der Bevölkerung herrscht.
Es wimmelt zwar nur so von Anspielungen auf die 80er Jahre und Videospiele, aber man kommt auch ohne entsprechendes Vorwissen gut hinterher, was sicherlich in Wades Erzählweise wurzelt.
Die tiefsten Probleme der Menschlichkeit werden angesprochen - Liebe, Hass, Egoismus, Freundschaft, Verrat,...und alles ist verpackt in eine fesselnde und dramatische Geschichte.
Besonders klar wird auch eine Gefahr des Internets: Die Globalisierung der Gleichgültigkeit schreitet voran, niemand weiß, wer eigentlich wer ist. Das sagt auch Art3mis zu Wade: "Du siehst nur, was ich will, das du siehst. Du weißt nur, was ich will, dass du weißt. Das ist es, was du liebst!"

Schön und gut, das Internet vernetzt uns, liefert Informationen und macht so ziemlich jeden Menschen auf der Welt erreichbar. Aber es entfremdet uns auch. Freundschaften zerbrechen, weil sie nur übers Internet laufen, weil man nie Zeit füreinander hat. Kinder werden Spielsüchtig oder geraten in Fallen, aus denen sie nicht herauskommen. Wir sehen täglich hunderte von Nachrichten über Tote und Verletze in Krisengebieten, und es ist uns egal. Das Internet macht gleichgültig, wenn man nicht aufpasst.
Deshalb: Achtet darauf, wie ihr mit dem weltweiten Netz umgeht!
Ready Player One hat mir wirklich die Augen geöffnet.
Das Buch liest sich wirklich schnell und gut und gehört auf die Liste der Bücher, die jeder in seinem Leben gelesen haben sollte! HIER der Link.

Verliert euch nicht in der falschen Realität, denn dort ist nichts so, wie es scheint.
Weronika

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Unter dem Roten Stern - willkommen im Jahr 2019

Warum Denken wichtig ist - "Sofies Welt"

Freundschaft